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Die Drei

Der neue "Was ist..?"-Band – nach "Was ist Kunst..?" und "Was ist Liebe..?" - geht der Frage des Menschen nach sich selbst nach: "Was ist der Mensch..?" Sich selbst erkennen, heißt sich selbst suchen, ergründen, was sein innerster Kern ist. Diesen freizulegen, freizuhobeln, wie das Vorwort charakterisiert, das wirft Späne ab, "Späne aus den Ecken unterschiedlichster Werkstätten". 1111 Antworten eröffnen ein Spektrum, das so vielfarbig ist, wie die Menschen selbst es sind. Jeder Mensch wird die Frage nach sich so beantworten, wie er sich selbst sieht. 1. Antwort des "Feuerwerks" von J. G. Herder: "Der Mensch ist der erste Freigelassene der Schöpfung; er steht aufrecht." – 1111. Antwort von Martin Kessel nach einigen Thesen: "Dazu ist noch zu sagen, daß Antworten auf die Frage: Was ist der Mensch? lediglich Antworten sind auf die Frage: Und wer bist du?" Dazwischen die disparatesten Ansichten, 1111 Antworten von über 300 Autoren aus allen nachdenklichen Zeiten, Kulturen und Richtungen, von Aristoteles bis C. F. v. Weizsäcker, von Bhagwan bis Wojtyla, geordnet nach verschiedenen anthropologischen Konzepten (wie "Homo animal", "Homo creatus est", "Animal rationale", "Zoon politicon") und Lebensbereichen. Darunter auch eine Reihe von anthroposophischen "Antworten": Rudolf Steiner (8 Stellen), Christian Morgenstern (11), Albert Steffen (1), Johannes Hemleben (2), Hermann Poppelbaum (2). Jeder, der im Band blättert, mag das Seine suchen, das Fremde abstoßen. Am Ende mag er sich frag-würdig geworden sein – oder sich über sich, über sein unergründliches Wesen wundern. Mancher auch mag festeren Grund suchen und die "Späne" im Zusammenhang lesen; ihre Quellen sind im Anhang ausgewiesen.

Die Drei – Zeitschrift für Anthroposophie, Mai 1990

Was ist..?
Kunst, Liebe, der Mensch: definiert, zitiert


Vor wenigen Wochen erschien der letzte Band einer Trilogie, deren erster vor zwei Jahren viel Resonanz in den Feuilletons deutschsprachiger Zeitschriften fand. Der Kunst- und Literaturhistoriker Andreas Mäckler hatte es geschafft, ein grundlegendes Problem der Erkenntnistheorie, die Frage nach Sein und Wesen eines Begriffs, mit ebenso einfacher wie frappierender Methode anzugehen. Aus dem überwältigenden Fundus der Literaturgeschichte sammelte und selektierte er Tausende von Zitaten zu jeweils drei Grundbegriffen: Kunst, Liebe, Mensch. Dabei passierten nur jene Worte aus unterschiedlichen Werkstätten des Denkens den didaktischen Filter, die der formalen Figur des "Was ist..?" gehorchen. Daß sich hieraus ein einheitliches Weltbild zimmern ließe, kann niemand erwarten. Statt dessen exemplifiziert der Herausgeber einen angemessenen Pluralismus des Argumentierens, Definierens und Scheiterns der Versuche, eine allgemeingültige Antwort auf die gestellte Frage zu erhalten.

"Kunst ist eine Inhaltsfrage." (J.W. von Goethe, 17491832)
Den gewaltigen Zitatenberg von Aristoteles über Rudolf Steiner bis Timm Ulrichs, von Adorno bis Emile Zola teilte der Herausgeber in ein Dutzend thematisch, in sich folgerichtig gegliederte Kapitel, wobei "Kunst" beispielsweise unter technologischem Aspekt, als Ordnungsmittel, als Nachahmung der Natur ("natura naturans" bzw. "natura naturata") untersucht wird. Andere Kapitel widmen sich metaphysischen, ästhetischen, politischen Aspekten, der Verbindung von Kunst und Leben und der Kommunikation. Kunst als Kunst, l’art pour l’art, die unmittelbarste Identität des analytischen Urteils schließt diesen faszinierenden Reigen aus Widerspruch und Anpassung, Individualität und Normierung ab, denn die Frage "Was ist Kunst?" ist so alt wie ihr Gegenstand, und die Antworten dazu sind ebenso zahlreich, wie es Fragende gibt. "Kunst ist, wenn man’s nicht kann, denn wenn man’s kann, ist’s keine Kunst" (Johann Nestroy). "Kunst ist das, was Welt wird, nicht was Welt ist" (Karl Kraus). "Kunst ist nicht ein Spiegel, den man der Wirklichkeit vorhält, sondern ein Hammer, mit dem man sie gestaltet" (Karl Marx).

"Was ist Liebe? Liebe ist, wenn man – Ach was! Liebe ist Liebe." (Erich Mühsam, 18781934)
"So könnte das Fazit einer Lektüre dieser originellen, vergnüglichen und nachdenklichen Anthologie von Andreas Mäckler lauten", lesen wir auf der Rückseite dieses Buchs. Damit wird sein Inhalt ebenso trefflich charakterisiert, wie die Aussage andererseits an der Essenz der Arbeit vorbeizielt. Denn so sehr auch am Beispiel der Begriffsgeschichte der "Liebe" ein furioses Zitatenfeuerwerk veranstaltet wird, so bleibt doch in jedem Kapitel ein sinnstiftendes Element erhalten, das über die Anregungen, Amüsement und Verwirrung hinaus durchaus auch konkrete Lebenshilfe in Sachen "Liebe" zu vermitteln mag. "Ja, die Lieb ist’n eigen Ding" (Matthias Claudius, 17401815). "Liebe ist ein zu großes Thema, um in einer einzigen Eintragung gewürdigt zu werden", vermerkt Ernest Bornemann, 1915 geboren. "Liebe – sagt man schön und richtig -/ ist ein Ding, das äußerst wichtig" (Wilhelm Busch, 18321908). Besonders schöne Worte fand Rudolf Steiner (18611925): "Erkenntnis ist die geistigste, Liebe die schönste Form selbstloser Hingabe. Denn Liebe ist ein wahrhaftes Himmelslicht in dem Leben der Alltäglichkeit."

"Der Mensch ist allerdings ein Säugetier, denn er saugt sehr viel Flüssigkeit in sich... Der Mensch ist aber auch ein Fisch, denn er tut Unglaubliches mit kaltem Blut, und hat auch Schuppen, die ihm zwar plötzlich, aber doch - g’wöhnlich zu spät – von den Augen fallen. Der Mensch ist ferner auch ein Wurm, denn er krümmt sich häufig im Staube und kommt auf diese Art vorwärts. Der Mensch ist nicht minder ein Amphibium, welches auf dem Land und im Wasser lebt... Der Mensch ist endlich auch ein Federvieh, denn gar mancher zeigt, wie er a Feder in die Hand nimmt, daß er ein Vieh ist."
(Johann Nepomuk Nestroy, 18011862)

Für die Anthologie "Was ist der Mensch..?" hat Andreas Mäckler den Göttinger Anthropologen Volker Sommer zur Mitarbeit herangezogen. Dieser schrieb das Vorwort und die Kapitel-Einführungen. Dank seiner allgemeinverständlichen Sprache und einer knappen, dennoch sorgfältigen Darstellung wichtiger Forschungsrichtungen vermag Sommer auch den Laien kompetent und spannungsreich in ein wesentliches Begriffsproblem der Anthropologie einzuführen. Die Kapitel aus dem Stoff von Antike, Mittelalter und Neuzeit enthalten alle wichtigen Autoren, Argumente und Denkformen: "Homo animal – Das Tier im Menschen" (Evolutions- und Naturprodukt, Geschlechts- und Mängelwesen), "Homo creatus est – Geschöpf und Krone der Schöpfung" (Makro- und Mikrokosmos, Beseelte Materie, Mitte der Welt), "Animal rationale – Vernunft und Selbsterkenntnis", "Homo faciendum – Der Werdende und Weltoffene" (Zeit, Geschichte, Erziehung), den "Zoon politicon – Der Mensch in der Gesellschaft" (Produkt der Umwelt, Individuum und Kollektiv), den "Homo inventor - Der Handelnde und Schaffende" (Spieler und Künstler, Mensch als Maschine), "Amor et passio – Lieben, Leiden, Tod" (Liebender, Leidenschaft und Geworfensein, der Menschenmörder, das Wissen um den Tod), "Deus et damnatus – Der gottähnliche Sünder" (Transzendenz und Religion, Ebenbild Gottes, Verdammter, Wanderer zwischen den Welten).

Jede der vorliegenden Arbeiten liefert eine überaus facettenreiche Inventur wesentlicher Antworten von Philosophen, Theologen, Dichtern und Naturwissenschaftlern. Sie belehren, faszinieren – und sie unterhalten zugleich. Was will man mehr?

Bruni Maier: Darmstädter Echo, 27. Januar 1990

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